Wir essen, wenn wir Hunger haben. Sollte man meinen. Doch viele von uns wissen, dass diese Aussage so nicht stimmt. Viele Gründe lassen uns zu Nahrungs- und/oder Genussmitteln greifen. Das betrifft nach Schätzungen rund 30 Prozent der Bevölkerung. Ein anstrengender Tag, die Lösung eines lange währenden Problems, die Enttäuschung über ein misslungenes Treffen, Trauer, Langeweile, Einsamkeit … es sind unterschiedliche emotionale Bedürfnisse, auf die wir mit essen reagieren. Doch leider gilt auch: Emotionales Essen macht nicht satt. Denn für die Bedürfnisse, die mit emotionalem Essen gestillt werden sollen, sind Nahrungsmittel ungeeignet. Sie schaffen meist nur eine kurzfristige Befriedigung oder psychische Entlastung.
Was ist emotionales Essen?
Essen infolge von Frust, Lust, Langeweile, Einsamkeit oder aus sonstigen Stimmungslagen heraus wird als emotionales Essen bezeichnet. Dieser Begriff weist darauf hin, dass es negative und auch positive Gefühle, also Emotionen, sein können, die dich an den Kühlschrank treiben oder in die Süßigkeitenkiste greifen lassen. Hunger spielt dabei keine Rolle. Das ist an sich nicht weiter schlimm, solange es bei normalen Portionen bleibt, du nach dem Essen oder Naschen keine Schuldgefühle entwickelst und bei der nächsten Nahrungsaufnahme daran denkst, dass du schon mehr oder weniger gegessen hast.
Warum solltest du dich überhaupt mit emotionalem Essen auseinandersetzen?
Hast du nach dem Essen Schuldgefühle und fängst an, dich über dich selbst zu ärgern, ist Vorsicht geboten. In diesem Fall solltest du deinen Essgewohnheiten die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Du weißt, dass dein Frust nur kurzfristig besänftigt ist und deine Probleme, die dem Frust zugrundeliegen, nicht etwa gelöst sind.
Die Kompensation von emotionalem Stress mit dem Essen
Emotionale Esser verbinden die Gefühlswelt mit der Nahrungsaufnahme und sehen darin eine Chance, sich besser zu fühlen. Sie essen aus Frust, betäuben damit Angst oder kompensieren ihre Einsamkeit. Die Beweggründe für emotionales Essen können ganz verschieden sein. Doch soll emotionales Essen ganz offensichtlich über drängende Probleme hinweghelfen oder eine empfundene Leere füllen. Einem emotionalen Hunger wird mit einem physischen Nahrungsmittel begegnet. Das dieses Verhalten überhaupt, wenn auch nur kurzfristig, funktioniert, liegt daran, dass sich physischer und emotionaler Hunger ähneln.
Die mögliche Problematik beim emotionalen Essen
Deinen physischen Hunger kannst du grundsätzlich mit allen Lebensmitteln stillen. Isst du aber aus einem Gefühl heraus, greifst du zu Nahrungsmitteln, die ein Wohlbefinden auslösen und das sind meist süße und fette, also kalorienreiche Lebens- und Genussmittel.
Hast du grundsätzlich den Wunsch, dich gesund zu ernähren und möchtest du gar abnehmen, kann emotionales Essen im Nachhinein zur psychischen Belastung für dich werden. Du ärgerst dich über dich selbst, weil du dich nicht im Griff hattest, die Kontrolle über deine Nahrungsaufnahme verloren hast, möglicherweise wieder zunimmst und was es sonst noch an negativen Gedanken zum Thema „Essen“ gibt. Hält ein solches Verhalten über einen längeren Zeitrum an, kann es zu einer Essstörung ausarten.
Können Lebensmittel überhaupt dein Wohlbefinden steigern?
Nahrungsmittel, die dir gut schmecken, können zweifellos dein Wohlbefinden steigern. Ihr Geschmack vermittelt dir ein Gefühl der Zufriedenheit, zumindest kurzfristig. Sie liefern dir Energie und Kraft und sie haben das Potenzial, deine Stimmung zu verbessern.
Warum gibt es die Neigung zum emotionalen Essen?
Psychologen nehmen an, dass es sich bei dem emotionalen Essen um ein erlerntes Verhalten handelt. Das ist bisher aber nur eine These. Auch biologische Einflüsse sind nicht auszuschließen. Und auch unser Belohnungssystem im Gehirn könnte eine Rolle spielen. Essen und gute Gefühle erleben wir schon als Säugling beim Stillen, wohingegen Essen und Vernunft oftmals nicht Hand in Hand zu gehen scheinen. Menschen nehmen regelmäßig Nahrungsmittel zu sich, deren gesundheitlicher Wert zumindest zweifelhaft ist, andere Menschen essen über Jahre hinweg emotional und haben keine Probleme damit, während wieder andere Menschen sich mit ungeliebten Fettpolstern plagen oder schlimmstenfalls eine Essstörung entwickeln.
Kannst du emotionales Essen stoppen?
Auch wenn du dich zu den emotionalen Essern zählst, besteht kein Grund zur Verzweiflung. Denn sollte es sich um ein erlerntes Verhalten handeln, kannst du es auch wieder verlernen. Das geht meist nicht von heute auf morgen. Doch könntest du, als ersten Schritt sozusagen, zu gesunden Nahrungsmitteln greifen oder zu der besseren, dunklen, Schokolade, wenn du aus Erfahrung weißt, dass du dich nach der Beruhigungsphase darüber ärgern wirst, wieder einmal zu viele Kalorien in dich hinein gestopft zu haben. Denk schon beim Einkaufen daran. Damit vermeidest du sowohl die negativen Emotionen wie Schuldgefühle und Reue als auch die negativen Auswirkungen wie Übersättigung und Übergewicht. Versuch nicht, ohne eine Phase der Einübung, ganz zu verzichten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dann eine emotionale Hungerattacke vollends außer Kontrolle gerät. Die Lust auf Süßes scheint als Erbe aus der Steinzeit in unseren Genen zu liegen. Einen Veränderungsprozess kannst du mit Aufmerksamkeit in Gang setzen. Achte darauf, ob du wirklich Hunger hast und v.a. darauf, was du isst. So kannst du den planlosen und nahezu automatisch ablaufenden Vorgang des emotionalen Essens unterbrechen. Dabei können dir Übungen zur Selbstliebe, Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle ohne Selbstverurteilung und Schuldgefühle helfen. Hast du aber das Gefühl, dass du in einen Teufelskreis aus emotionalem Essen, Schuldgefühlen und noch mehr essen gerätst, nimm die Hilfe eines Psychologen in Anspruch.
Fazit
Du solltest deinem Essen Aufmerksamkeit und Sorgfalt widmen. Es hält dich nicht nur physisch am Leben und beeinflusst deinen individuellen Gesundheitszustand und deine Leistungsfähigkeit. Es hat ebenso einen großen Einfluß auf deine Lebensqualität. Viel bessere wäre intuitives Essen, wenn man tatsächlich abnehmen möchte.